Jahreshauptversammlung 2012

Jäger sollen nicht zum Schießer verkommen

Münchner Merkur vom 06.03.2012

Landkreis, 05.03.2012 – Thomas Schreder bleibt Vorsitzender des Kreisjagdverbands Erding. Mit überwältigender Mehrheit ist er bei der Jahreshauptversammlung des 553 Mitglieder starken Verbands wiedergewählt worden.

Für den Diplombiologen ist es bereits die dritte Amtszeit. „Im Landkreis Erding stimmt die Zusammenarbeit zwischen Jagdgenossen, Waldbesitzervereinigung, Grundeigentum, Bauernverband, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Landratsamt und Jagdpächtern“, konstatierte Schreder erfreut.

Eine drohende Gefahr sieht der Kreisjagdchef darin, dass „der Jäger der Zukunft immer mehr zum Schießer“ verkomme. „Wenn immer weniger Zeit zur Verfügung steht, wird der Druck immer größer und der Jäger wird zu Mitteln greifen, die heute noch illegal sind“, warnte Schreder. „Wir müssen sakrisch aufpassen, dass das nicht eintritt“, plädierte er für eine Jagd, die sich an Brauchtum, Waidgerechtigkeit, Ethik und Hege orientiere.

Ausführlich ging Schreder auf die Öffentlichkeitsarbeit des Verbands ein. Auch wenn diese kontinuierlich ausgebaut worden sei, präge nach wie vor „jeder einzelne Jäger das Bild der Jagd in der Gesellschaft“. Von der Akzeptanz in der Bevölkerung werde es aber abhängen, „wie wir in Zukunft auf die Jagd gehen“, sagte der Kreisvorsitzende und appellierte für „Akzeptanz durch Transparenz“.

Schreder ging in seinem Rechenschaftsbericht unter anderem auch auf den Rückgang des Niederwildes ein, dem durch eine konzertierte Aktion Einhalt geboten werden soll. „Wir brauchen Grund, wo wir aussäen können“, sagte er und bat die Landwirte, dem Wild durch so genannte Blühflächen wieder mehr Lebensraum zur Verfügung zu stellen.

Die gute Zusammenarbeit zwischen den Akteuren wurde auch in den Grußworten von Rainer Mehringer (Waldbesitzervereinigung) und Fritz Gruber (Jagdgenossenschaften im Bauernverband) bestätigt. Mehringer bezeichnete Jäger und Waldbesitzer als Partner in dem Bestreben, einen „relativ intakten Wald“ zu bewahren.

Landtagsabgeordneter Jakob Schwimmer stellte fest, dass die Jagd ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens sei, „und ganz Bayern hinter der Jagd steht“. Auch Bauernverbandschef Hans Schwimmer betonte die gute Kommunikation: „Wenn es Probleme gibt, reden wir.“

Setzen sich auch weiterhin für die Belange der Waidmänner ein: (v. l.) Vorsitzender Thomas Schreder, Klaus Hildebrandt, Andrea Eichenlaub, Florian Grünaug und Günter Pflanzelt. Foto: Huber

Jäger sehen sich als Naturschützer

Nur eine waidgerechte Jagd hat Zukunft“. Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), plädierte bei der Jahreshauptversammlung des Erdinger Kreisjagdverbandes für eine streng tierschutzgerechte Jagdausübung und einen bodenständigen Naturschutz.Dazu gehörten auch die artengerechte Notzeitfütterung und das Einbehalten der Schonzeiten.

„Unser Wild ist dem hohen Freizeitdruck ausgesetzt“, erklärte Vocke. Dies führe dazu, dass die Tiere „permanent auf der Flucht“ seien und dadurch mehr Energie verbrauchten.
Von daher sei es wichtig, die Ernährung des Wildes „nicht nur bei höchsten Schneelagen, sondern immer dann, wenn keine natürliche Äsung mehr vorhanden sei, durch Fütterung  zu ergänzen“. Der Landesjagdchef sprach sich vehement dagegen aus, durch spezielle Zielgeräte „die Nacht zum Tag zu machen“. Vielmehr gebiete die „Fairness gegenüber der Natur“ bei der Reh- und Rotwildjagd einen Verzicht auf Nachtjagd.

Der BJV komme, so Vocke weiter, auch bei den – vor allem für Auerwild – wichtigen Freiflächen seiner Verpflichtung für den Naturschutz nach: Für Blühflächen
und Biotope seien knapp 300 000 Euro Fördergelder bereit gestellt worden. Diese Maßnahmen dienten zusätzlich dazu, das Bild der Öffentlichkeit vom Jäger als Sammler von Gehörnen und Geweihen zu modifizieren. „Die Bevölkerung will einen intakte Landschaft. Wenn wir mithelfen, ist das unsere Zukunftsgarantie.“Eine Absage erteilte Vocke den Bestrebungen des Naturschutzbundes, Grundbesitzern die Möglichkeit einzuräumen, die Jagd auf ihren Flächen zu untersagen. „Das wäre das Ende unseres Reviersystems.“ Befremdlich fand er auch die regelmäßigen Forderungen, das Waffenrecht zu verschärfen. So sei der Vorschlag, Waffen und Munition getrennt aufzubewahren, nicht nur unpraktikabel, sondern „dümmlich“. (ahu)

Ehrung: Jürgen Vocke (r.) und Jagdkönigin Marion Lenz (M.) haben Kreisjagdchef Thomas Schreder (l.) den Eichenkranz des BJV in Silber verliehen. Foto: aHu

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