Jäger sorgen sich um die Zukunft des „Osterhasen“

Tiefster Stand seit Beginn der Aufzeichnungen – Bayerischer Jagdverband erarbeitet Konzept zur Rettung des Niederwilds – Kreisjagdverband Erding als Pilotlandkreis dabei.

Landkreis Erding – Er sitzt in jedem Schaufenster und bevölkert zur Osterzeit zu Hauf die Supermärkte – der Osterhase. Doch während die süße Hasen-Version aus Schokolade ummantelt mit Glanzpapier überall zu sehen ist, ist der Feldhase in der freien Natur seltener geworden.

Gravierende Einbrüche in den Bestandszahlen

Der Bayerische Jagdverband (BJV) stellt aktuell dramatische Einbrüche in den Bestandszahlen des Niederwilds, speziell des Feldhasen, fest. Auch im Landkreis Erding ist in vielen Bereichen eine derartige Tendenz spürbar. Die Strecken, die als wichtiger Datenpool gelten, belegen, dass bayernweit  seit 2008 die Feldhasenstrecken kontinuierlich absinken. 2007/2008 wurden.

133 207 Hasen in der Streckenstatistik geführt, 2010/11 waren es noch 75 984. Das ist der tiefste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen in Bayern. Die aktuellen Zahlen für den Landkreis Erding werden erst Ende April anlässlich der öffentlichen Hegeschau in Isen veröffentlicht. Einschätzungen der Revierpächter zeigen aber auch für Erding eine ähnliche Tendenz. Die Niederwild-Spezialisten im Bayerischen Jagdverband bereiten deshalb ein auf fünf Jahre angelegtes Programm vor, aus dem ein Konzept für die Agrarlandschaft erarbeitet werden soll, um Hasen, Rebhuhn, Fasan und Co. zu helfen. Auch Reviere im Landkreis Erding beteiligen sich an dieser Studie um dem Niederwild zu helfen.
Viele Faktoren beeinflussen die Feldhasenpopulationen.

Im Jagdjahr 2010 vielen im Landkreis Erding allein 20% der Feldhasenstrecke dem Straßenverkehr zum Opfer.  Aber auch das Wetter und die Fressfeinde des Hasen spielen eine entscheidende Rolle. Nasse, kalte Witterung wird den jungen Feldhasen oft zum Verhängnis. Dazu kommen Rabenkrähe, Greifvögel und der Fuchs, die sich alle gerne einen Feldhasen einverleiben.

Die Apotheke des Feldhasen wurde geplündert

Die Tiefststände seit Beginn der Aufzeichnungen sind laut ersten Erkenntnissen nicht auf eine artspezifische Seuche zurückzuführen. Eine Ursache für den Einbruch ist neben den oben genannten, dass sich die Lebensräume für das Niederwild in der Agrarlandschaft immer weiter verschlechtert haben: Schreder dazu „Es fehlt dem Feldhasen zusehends an einem reichhaltigen, abwechslungsreichen Nahrungsangebot, der sogenannten Hasenapotheke, einer Mischung aus vielen Wildkräutern mit Kamille, Salbei, Dill und Petersilie, mit der der Hase sich fit hält. Stattdessen stehen am Speiseplan oft nur noch Kulturpflanzen wie Raps und Mais.“ Für den Feldhasen sind aber insbesondere blühende Wildkräuter überlebenswichtig. Was für den Feldhasen gilt, das gilt übrigens auch für viele nichtjagdbare Tiere wie die Feldlerche, Bekassine und den Kiebitz, die artenreiche Lebensräume brauchen. Deshalb versucht der Jagdverband zusammen mit den Landwirten nun mit Förderprogrammen wieder Lebensräume für Hase und Co. zu schaffen und gemeinsam Blühflächen, Wildäcker und Hasenapotheken anzulegen.

KJV Vorsitzender Schreder: „Auch wenn sich die Hasen fleißig vermehren und das sonnige, trockene Wetter in diesem März auf eine erfolgreiche Aufzucht der Jungtiere hoffen lässt, sind das A und O für eine dauerhafte Sicherung der Population die gemeinsamen Maßnahmen der Jäger und Landwirte zur Lebensraumverbesserung und eine intensive Bejagung von Beutegreifern wie den Rabenvögeln oder den Füchsen. Wenn beides vor Ort ernst genommen wird, müssen wir uns um die Zukunft des leibhaftigen Osterhasen nicht sorgen.“

Aus dem Leben des Osterhasen

Den größten Teil des Tages verbringt der Einzelgänger Hase auf Äckern oder Wiesen geduckt in Mulden, den sogenannten Sassen. Hier wird in der Zeit von März bis August/September auch der Nachwuchs geboren. Drei bis vier Sätze mit jeweils zwei bis vier Junghasen bringt eine Häsin pro Jahr zur Welt. Trotz der stattlichen Zahl an Nachkommen ist selbst unter günstigen Bedingungen bestenfalls mit einer Verdoppelung der ursprünglichen Zahl zu rechnen. Behaart und sehend werden die Hasen geboren. Die relativ weit entwickelten Jungtiere sind schnell auf sich allein gestellt. Gemeinsam übers Feld gehoppelt wird nicht: Um keine Fressfeinde wie Fuchs, Greif- und Rabenvögel anzulocken, säugt die Hasenmutter ihre in Abständen voneinander liegenden Jungen nur einmal am Tag nach Sonnenuntergang.
Die Fruchtbarkeit von Hasen ist sprichwörtlich. Eine biologische Besonderheit ist die sogenannte Superfötation, das heißt, eine bereits trächtige Häsin kann trotzdem erfolgreich befruchtet werden. Vor der Begattung findet übrigens eine wilde „Hasenhochzeit“ mit Boxkämpfen, Verfolgungsläufen und sportlichen Luftsprüngen statt. Die Boxkämpfe der Hasen zur Rammelzeit sind spektakulär.

 

Schreibe einen Kommentar