2020_Afrikanische Schweinepest in Deutschland

Afrikanische Pest in Deutschland: Preise unter Druck und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
Schweinebauern in Alarmstimmung
vonHans Moritz

Nach dem Fund des ersten mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizierten Wildschweins in Brandenburg sind auch die Schweinezüchter im Landkreis alarmiert. Kurzfristige konkrete Folgen hat die brisante Entdeckung für die Landwirte zwar noch nicht. Doch sie geraten jetzt von zwei Seiten unter Druck.

Erding – Im Landkreis halten nach den Worten von BBV-Kreisobmann Jakob Maier von den knapp 2000 Betrieben etwa 150 Schweine. Die Bestände umfassen rund 68 000 Tiere. „Die Preise werden jetzt unter Druck geraten“, befürchtet Maier. Denn mit der Deklaration von ganz Deutschland zum Seuchengebiet dürfte der Export einbrechen. Maier berichtet, dass Südkorea und die Philippinen die Einfuhr aus Deutschland bereits verboten hätten. China als einer der größten Abnehmer von Füßen und Ohren der Tiere – sie gelten dort als Delikatesse – hat sich nach Informationen des BBV-Kreischefs noch nicht für einen Einfuhrstopp entschieden. Die Frage ist, ob auch die regionale Nachfrage sinkt.

Die zweite Herausforderung, die auf die Erdinger Schweinebauern zukommt, ist laut Maier „der noch bessere Schutz ihrer Bestände“, etwa mit Zäunen. Es müsse verhindert werden, dass Schwarzwild in Kontakt mit Hausschweinen kommt.

„Auch wird man noch vorsichtiger sein müssen, wen man in die Ställe lässt. Das wird schon jetzt sehr streng geregelt.“ Freilandhaltung ist als Vorsichtsmaßnahme gegen die für Menschen ungefährliche, für Tiere aber meist tödliche Seuche schon länger verboten. Kommt es zur Übertragung drohen Massenkeulung und Sperrkreise.

Maier beklagt die Ungewissheit darüber, ob und wie weit sich die Schweinepest bereits ausgebreitet hat. Das in Brandenburg gefundene Schwarzwild war stark verwest. Der Erreger könnte schon lange Strecken zurückgelegt haben.

Er und Thomas Schreder, Chef des Kreisjagdverbands, betonen, dass man sich im Kreis Erding gemeinsam mit dem Landratsamt schon früh gegen ASP gewappnet habe – mit einer Arbeitsgruppe, die Maßnahmen ergriffen hat, etwa für eine übertragungssichere Entsorgung. Acht Verwahrstellen stehen bereit.

Schreder betont, die Jäger hätten Wildschweine noch nie so intensiv bejagt wie zuletzt. Voriges Jahr seien 359 erlegt worden, in den Jahren davor nur 189, 261 und 201. Dafür dürfen nun auch Nachtsitzvorsatzgeräte eingesetzt werden – bisher ein Tabu. Niemand, so Schreder, könne jedoch sagen, ob die Bestände so stark dezimiert wurden, „oder ob es wegen der milden Winter und des guten Futterangebots deutlich mehr Wildschweine gibt.“

Die Jäger würden ihren Einsatz nach dem Seuchenfall weiter erhöhen. „Dabei müssen wir aber den Tierschutz beachten“, so Schreder.

Landrat Martin Bayerstorfer berichtet, dass die nicht ganz einfache Wildschweinjagd durch eine neue Bestimmung vereinfacht werde. „Ab sofort dürfen Anbaugeräte an landwirtschaftlichen Maschinen sowie Arbeitsbühnen eingesetzt werden.“ Der Jäger habe bei Erntejagden so einen erhöhten Stand und bessere Sicht. An sich verbieten es das Deutsche und Bayerische Jagdgesetz, aus Fahrzeugen heraus zu schießen. Kurz vor dem Seuchenfall hatte die Regierung von Oberbayern Grünes Licht gegeben. ham