Frieren die Wildtiere?

Frieren die Wildtiere bei sibirischen Temperaturen? – Beunruhigung der Wildtiere bitte vermeiden

Landkreis Erding: Eisige Temperaturen haben Europa fest im Griff. Das bekommen auch unsere Wildtiere zu spüren, doch dank raffinierter Strategien gelingt es ihnen, die kalte Jahreszeit zu überstehen. Eine Bitte richtet der Kreisjagdverband Erding e.V. (KJV) an alle Wintersportler und Erholungssuchenden: Spaß im Winter ja, aber bitte mit Rücksicht aufs Wild, das jetzt besonders viel Ruhe braucht.

Unser Wild, vor allem die warmblütigen Pflanzenfresser wie Hirsche, Rehe oder Hasen, sind während der Wintermonate einer doppelten Belastung ausgesetzt: Einerseits steht ihnen weniger Äsung von guter Qualität zur Verfügung, auf der anderen Seite müssen sie mehr Energie für die Suche nach Futter und für die Wärmeregulation aufbringen. Viele Tiere haben sich im Laufe der Evolution der Kälte angepasst. Wer im Gegensatz zu den Winterschläfern und den Tieren, die in warmen Höhlen Winterruhe halten, draußen überleben muss, hat sich im Herbst eine dicke Fettschicht angefressen, in der Fachsprache „Feist“ genannt, oder legte sich einen Winterpelz zu: Das Haarwild ein dickes Fell, das Federwild eine dicke Daunenschicht.

Weitere Strategien, die den verschiedenen Wildtierarten helfen, über den Winter zu kommen, sind eine verminderte körperliche Aktivität, ein Absenken der Temperatur in der Körperschale oder die Anpassung der Stoffwechselaktivität an die Qualität und Verfügbarkeit von Nahrung. Die Anpassung der Wildtiere an den Winter erfolgt also nach dem Prinzip des Energiesparens. Sie leben quasi auf „Sparflamme“ oder in einer Art „Winterstarre“. Diesen „Energiesparzustand“ können sie aber nur bei absoluter Ungestörtheit in ihren sicheren Einständen aufrechterhalten. Ruhe ist für sie in der kalten Jahreszeit überlebenswichtig! Denn viele einheimische Wildarten sind Fluchttiere, die bei einer plötzlichen und unerwarteten Störung die Flucht ergreifen und dabei viel Energie verbrauchen, die durch Fressen wieder wettgemacht werden muss.

Jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leisten, dass die Energievorräte unserer Wildtiere geschont werden. Es sind oftmals ganz einfache Dinge, die viel bringen. So bittet der KJV Spaziergänger ihren Hund auf ihrem Weg durch den Winterwald oder über verschneite Felder an der Leine zu führen. Das reduziert das Risiko einer Beunruhigung, weil der Hund nicht durchs Gebüsch stromern kann, in dem Wildtiere Deckung suchen. Außerdem kommt er gar nicht erst in Versuchung, hinter einem Reh, einem Hasen her zu rennen. Aber auch die Menschen tun den Tieren etwas Gutes, wenn sie auf den Wegen bleiben. Sie kommen dem Wild nicht zu nahe und damit gibt es für sie keinen Grund, die Flucht zu ergreifen oder die mühsam gefundene Nahrung vor lauter Schreck aufzugeben.

Die Jäger des Landkreises versuchen dem Wild in dieser Notzeit zu helfen. Das Wild wird mit einer angemessenen und artgerechten, auf seine Bedürfnisse angepassten Notzeitfütterung von der Jägerschaft unterstützt.

Thomas Schreder, Diplom Biologe und Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Erding : „Um die Beschwerlichkeiten des Wildes in dieser kalten Jahreszeit nicht noch zu vergrößern, liegt es an uns, der Bevölkerung, unser Freizeitverhalten anzupassen und Rücksicht auf die Bedürfnisse der Wildtiere im Winter zu nehmen. Es muss uns gelingen, die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf die Wildtiere zumindest abzuschwächen. Dazu ist Aufklärung und Bewusstseinsbildung sowie Verständnis unerlässlich.“

Mit einer bayernweiten Plakataktion informiert der Bayerische Jagdverband auch über dieses Thema.

Poster Bayerischer Jagdverband

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