Finger weg von Jungtieren!

Jäger appellieren an Wanderer und Spaziergänger: Finger weg von Jungtieren!

Landkreis Erding – Wer jetzt in Wald und Flur unterwegs ist, sollte daran denken, dass er sich im „Kinderzimmer des Wildes“ bewegt. Und da ist gerade viel los: Jetzt im Frühling und im folgenden Frühsommer werden die Jungtiere geboren. „Es ist die Zeit, in der die Natur zu einer gut gefüllten Kinderstube wird und deshalb möglichst ungestört sein sollte“, sagt Thomas Schreder, Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Erding richtet eine dringende Bitte an Wanderer und Spaziergänger: „Finger weg vom Nachwuchs der Wildtiere, auch wenn er noch so niedlich aussieht!“

Jungtiere wie junge Feldhasen ducken sich in Sassen, Fasanenküken verstecken sich in Wiesen, Hecken- und Feldrainen und Lerchen brüten im niedrigen Gras. Auch die Rehgeißen legen gerade in noch ungemähten, hohen Wiesen oder im Wald ihre Kitze ab. Der Wildbiologe Thomas Schreder appelliert deshalb an Wanderer und Spaziergänger, die Jungtiere auf keinen Fall anzufassen und zu streicheln, auch wenn die gefleckten Rehkitze, die Vögel mit ihrem frischen Flaum oder die zitternden Junghasen noch so süß und hilfsbedürftig aussehen. „Selbst wenn es so aussieht, als seien das Kitz und der Hase von der Mutter verlassen und brauchten Hilfe, ist das in der Regel der völlig falsche Eindruck“, sagt Schreder. Jungtiere liegen oft stocksteif und mutterseelenallein auf der Wiese, damit sie vom Raubwild nicht wahrgenommen werden. Die „Hasenmama“ säugt zum Beispiel die auf dem Feld liegenden Junghasen nur einmal am Tag, nämlich in der Dämmerung, um keine „Fressfeinde“ auf ihre Jungen aufmerksam zu machen. Auch die Rehgeiß lässt den Nachwuchs in der Deckung oft allein, nicht weil sie eine Rabenmutter ist, sondern um ihn zu schützen. Das Muttertier ist meist in unmittelbarer Nähe und passt auf.

Schreder: „Bitte fassen Sie Jungtiere nicht an und nehmen Sie sie nicht mit nach Hause, die Aufzucht von Jungtieren aus der freien Wildbahn gelingt nur sehr selten, wenn man sich damit nicht sehr gut auskennt.“ Den Tieren ist am besten mit Rücksichtnahme geholfen. Reiter sollten die Wege nicht verlassen und der Hund gehört beim Spaziergang über die Frühlingswiesen unbedingt an die Leine. Während junges Wild für den Spaziergänger nicht zu erkennen ist, spüren freilaufende Hunde die schutz- und wehrlosen Jungtiere schnell auf. Die im Frühjahr hochträchtigen Rehgeißen sind sehr schwerfällig und haben meist keine Chance, jagenden Hunden zu entkommen. Selbst brütende Altvögel auf ihren Nestern oder deren noch nicht flügge Jungen können zur leichten Beute werden. Kehren die Hunde zu ihren Besitzern zurück, haben diese oft keine Ahnung, welche Tragödie ihr Vierbeiner soeben angerichtet hat!

„Die Naturschutzgesetze verbieten grundsätzlich, wildlebende Tiere mutwillig zu beunruhigen, zu belästigen, zu fangen, zu verletzten oder gar zu töten“, so der KJV Vorsitzende. Er appelliert an alle Hundebesitzer, beim Spaziergang in der freien Natur – speziell jetzt zur Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit – ihren Vierbeiner an die Leine zu nehmen. „Es sollte unser aller Anliegen sein, vermeidbare Leiden für Wildtiere zu vermeiden.“

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