1. Jagdlicher Frühschoppen
Münchner Merkur 12.06.2017, Fabian Holzner
Kein Platz für Tiere? Klartext wurde beim 1. Jagdlichen Frühschoppen im Landkreis geredet. Es ging um die Zerschneidung von Feldern und Wäldern durch den Straßenbau – und es gab auch Selbstkritik.
Eibach–Es war ein erschreckendes Bild, das Dr. Klaus Ottis, Veterinär und Vorstandsmitglied des Kreisjagdverbandes (KJV) Erding, zeichnete. „In zwei bis drei Generationen brauchen wir in unserem Landkreis keine Jäger mehr, weil das Wild in Reservaten lebt.“ Der Grund dafür sei die Zerstörung der heimischen Natur, sagte Ottis am Sonntag beim 1. Jagdlichen Frühschoppen des KJV im Gasthaus Mayer in Eibach.
Dass Problem sei die Verringerung und Zerschneidung von landwirtschaftlich genutzten Flächen und Wäldern durch Infrastrukturmaßnahmen wie den Bau der Autobahn. Für die Bauern fallen Produktionsflächen weg, Lebensraum für Wild werde zerstückelt und verkleinert, so Ottis. Im Landkreis Erding fänden jährlich rund 1000 Tiere den Tod im Straßenverkehr, dadurch erledigt sich ein Drittel der Abschusszahl. Die Verantwortung dafür sieht Ottis auch bei „Heimatvernichtungsminister“ Markus Söder.
KJV-Vorsitzender Thomas Schreder stellte die Frage: „Können wir, also Jäger und Bauern, das Rad der Zeit anhalten oder sogar zurückdrehen“?“ Was die Zusammenarbeit betrifft, sieht Ottis hier „noch Luft“. Kreisjagdberater Walter Zwirglmaier forderte ein Eingreifen der Politik, auch was das oft rücksichtslose Verhalten der „Alpha-Art Mensch“ betrifft. Er wandte sich damit an Andreas Lenz, für die CSU im Bundestag. Dieser sah ebenfalls die Gefahr, dass die Natur als „Konsumgut“ missbraucht werde. Dennoch will er nicht gleich auf gesetzliche Regelungen zurückgreifen. Er setzt vielmehr auf Aufklärung, wie Beschilderungen für das Ausführen von Hunden.
BBV-Kreisobmann Jakob Maier sieht einen Interessenskonflikt zwischen produktivem Wirtschaften und der Rücksichtnahme auf das Ökosystem. „Auch wir haben Hausaufgaben zu machen“, räumte der Landwirt ein. Das Schaffen von Blühstreifen auf freiwilliger Basis, so ein Beispiel, werde nur selten umgesetzt. Verständnis für solche Maßnahmen komme am ehesten von jungen Bauern.
In der Kritik stand auch das Ausmähen von Bachrändern, die Schutz und Nahrungsquelle von Hasen und Fasanen sind. Grund dafür sei schlichtweg die „deutsche Gründlichkeit“, keine Notwendigkeit, so Zwirglmaier. Maier wandte ein, das dies häufig von Gemeindearbeitern und nicht von Landwirten ausgehe.
Auch Schäden durch Wildtiere wurden angesprochen. Hier stand schnell fest, dass man die Problematik auf das Schwarzwild, also Wildschweine beschränken kann. Deren Bedarf an tierischem Eiweiß und den bei der Nahrungssuche entstehenden Schäden könne man durch das Auslegen von überfahrenem Wild begegnen, so ein erprobter Vorschlag.
Zudem wurden Maßnahmen besprochen, die das Übermähen von Rehkitzen und Wiesenbrütern verhindern sollen. Die Bandbreite der Möglichkeiten geht vom kostspieligen Einsatz von mit Infrarotkameras bestückten Drohnen bis hin zu aufspürenden Streifzügen durch die Wiesen, für die Schulklassen begeistert werden könnten.
Veterinär Ottis sprach von einem nicht haltbaren Zustand, dass in einer „zivilisierten Gesellschaft Tiere niedergemetzelt werden“. Auch hier sei die Zusammenarbeit von Jägern und Bauern das „A und O“, um etwas zu bewirken.
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