2020_Waldumbau

Kritik am Bundesjagdgesetz
Nein zu Waldumbau mit dem Gewehr

„Waldumbau nur mit der Büchse funktioniert nicht“, sagt Thomas Schreder. Die Novellierung des Bundesjagdgesetzes ist dem Vizepräsidenten des Bayerischen Jagdverbandes, aber auch dem Deutschen Verband zu einseitig nach forstlichen Interessen ausgerichtet. Deshalb möchte er nachbessern und einige Änderungen erwirken.

Von Birgit Lang

Osendorf – Um das Thema zu beleuchten, lud er gestern BJV-Kollegen, Forstfachleute, aber auch Naturschutzexperten auf das Gut Osendorf zu einem Pressegespräch ein. Dabei ging es Schreder darum, aufzuzeigen, dass Rehwild kein Schädling ist, durch den Verbiss die Verjüngung des Forstes gefährdet und die Erhöhung der Abschusszahlen keine Lösung für den geforderten Waldumbau ist. Vielmehr brauche es ein ausgeklügeltes, auf lange Zeit angelegtes und auf wildbiologischen Erkenntnissen basierendes Gesamtkonzept, bei dem waldbauliche Maßnahmen, Jagdmethoden und Naturschutzaspekte gleichermaßen berücksichtigt werden. Eine wissenschaftliche Untersuchung aus der Schweiz belege sogar, dass weder die Verjüngungsdichte noch die Vielfalt an Baumarten, die an der Verjüngung beteiligt sind, mit Huftierbeständen zusammenhängen, so Schreder.

Die anwesenden Experten pflichteten ihm bei und belegten ihre Sicht der Dinge. Fred Steinberger, Mitglied des BJV-Präsidiums und zuständig für Landwirtschaft und Rehwild, erklärte, dass der Wald Lebensraum für Wild sei, diesem Ruhezonen, Lichtungen und Äsungsplätze aber immer häufiger fehlten. Auch die touristische Nutzung des Waldes wirke sich zunehmend negativ aus.

Präsidiumsmitglied Axel Kuttner und Hans Millinger, Hegeringleiter in Dorfen, kritisierten die geforderten Abschusszahlen. Sie hätten „die Alterstruktur völlig zerschossen“ und damit auch die Sozialstruktur des Wildes gestört. Denn alte Böcke seien ruhiger und wüssten um die besten Futterplätze. Durch mehr junge Böcke komme es zu mehr Schäden in den Revieren, ergänzte Ramona Fehringer, BJV-Fachreferentin Forstbau, ebenso zu mehr Revierkämpfen und Wildunfällen, wenn Tiere auf der Suche nach neuen Revieren seien.

Als ein vorbildhaftes Beispiel hatte Schreder den Dorfener Waldbauern Hans Hörmann gebeten, exemplarisch drei Plätze seines Eigenjagdreviers vorzustellen. Diese belegen, dass es ein Miteinander, eine funktionierende Symbiose zwischen Wild, Wald und Natur, durchaus geben könne. „Hier gibt es gesunde, artenreiche, aber auch nicht überhöhte Wildbestände.“

Denn Hörmann deklariert Wild nicht als Schädling, das „rasenmäherartig die Naturverjüngung vernichtet“, wie oft behauptet werde. Hörmann hat in seinem Revier einen verhältnismäßig hohen Waldanteil von 45 Prozent, in dem er auch Mischwald und nicht einheimische Gehölze wie die Douglasie anpflanzt. Dies lobte Dr. Joachim Reddemann, BJV-Hauptgeschäftsführer. Er erklärte, dass man bei bestimmten Neupflanzungen auch für Einzelschutzmaßnahmen sorgen müsse, um entsprechende Wirtschaftlichkeit zu erzielen. „Wir Waldbauern sehen Wild nicht als Schädling, natürlich gibt es Schäden durch Wild, aber das muss man aushalten können.“ Den gewünschten Endbestand zu erhalten, sei durch bestimmte Maßnahmen zu erreichen, die weder zu aufwändig noch zu teuer zu seien.

Hörmann sieht die Schadfaktoren für den Wald vielmehr „in der Klimaveränderung, massiven Niederschlagsereignissen und Temperaturerhöhung sowie Schädlingsbefall und Pilzkonzentrationen“. Das habe man nicht im Griff. Aber es gebe keinen Schadensfall durch Rehwild, der nicht in den Grif zu bekommen sei.